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Wirtschaftliche und gesellschaftliche Potenziale der Gleichstellung von Frauen und Männern

Auftraggeber

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)

Jahr

2025


Langfristig wirtschaftlich eigenständig sein, gleiche Verwirklichungschancen haben und gleichen Lohn für gleiche Arbeit bekommen: Noch sind die Ziele der ökonomischen Gleichstellung von Männern und Frauen nicht erreicht. Aktuell vorherrschende Ungleichheiten haben negative Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und damit auch auf die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands.

Wo stehen wir auf dem Weg zur ökonomischen Gleichstellung? Welche Auswirkungen hat die wirtschaftliche Ungleichheit zwischen Männern und Frauen auf Wirtschaft und Gesellschaft?

Diesen Fragen sind wir im Auftrag des Bundesfamilienministeriums (BMFSFJ) nachgegangen. Die Studie identifiziert volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Bereiche, auf die sich Ungleichheiten am gravierendsten auswirken und leitet Handlungsempfehlungen für eine ökonomische Gleichstellung von Männern und Frauen ab.

Ökonomische Ungleichheiten und ihre Ursachen

Die Erwerbstätigenquote von Frauen in Deutschland ist 2023 auf 78 Prozent gestiegen. Dennoch gehen fast fünf Millionen Frauen im erwerbsfähigen Alter keiner bezahlten Arbeit nach, und mehr als die Hälfte der erwerbstätigen Frauen arbeitet in Teilzeit.

Ein Grund dafür ist, dass Frauen jährlich 72 Milliarden Stunden in Care- und Familienaufgaben investieren. Obwohl immer mehr Frauen mehr arbeiten und wirtschaftlich eigenständig sein wollen, münden Lebensphasen mit hoher Care-Verantwortung, z. B. nach der Geburt eines Kindes oder in der Pflegeverantwortung für Angehörigen oft zu langfristig verfestigten traditionellen Rollenverteilungen. Geschlechtsspezifische Normen und Rahmenbedingungen bergen hohe individuelle Risiken für Frauen und Nachteile für Wirtschaft und Gesellschaft.  

Von Gleichstellung profitieren Wirtschaft und Gesellschaft

Die geschlechtsspezifischen Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt haben erhebliche Auswirkungen auf wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen:

Potenzialwachstum, Transformation und Wettbewerbsfähigkeit

  • Das ungenutzte Erwerbspotenzial von Frauen hemmt das Wirtschaftswachstum.
  • Durch die geringere Teilhabe von Frauen an der Entwicklung von technologischem Fortschritt gehen wertvolle Potenziale und Wettbewerbsfähigkeit verloren.
  • Eine partnerschaftliche Aufgabenteilung in Lebensphasen mit Care-Aufgaben sowie bessere Infrastruktur für gute Kindertagesbetreuung und häusliche Pflege würden die Erwerbsarbeitszeit und -beteiligung von Frauen erhöhen sowie Produktivität und Wachstum befördern.

Tragfähigkeit öffentlicher Finanzen

  • Da Frauen mehr in Teilzeit und weniger in Führungspositionen und gut entlohnten Berufen arbeiten als Männer, haben sie niedrigere Erwerbseinkommen. Dadurch entgehen dem Staat Steuer- und Sozialversicherungseinnahmen.
  • Die Finanzierung der Renten- und Krankenversicherung steht unter Druck. Eine höhere Frauenerwerbstätigkeit würde zu höheren Sozialversicherungsbeiträgen führen und den Staatshaushalt entlasten.
  • Aus einer volkswirtschaftlichen Sicht muss die Weiterentwicklung der ehe- und familienbezogenen Leistungen zu einem ganzheitlichen und integrierten System von Realtransfers (Kinderbetreuung und Pflegedienstleistungen), Steuern und Abgaben angestrebt werden.

Erfüllung von Erwartungen und Kinderwünschen, Gesundheit und Wohlergehen

  • Der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung (92 Prozent) – Frauen wie Männern – ist es wichtig, wirtschaftlich eigenständig zu sein – aber nur die Hälfte sagt von sich, dass ihr das gelingt.
  • Die Geburtenrate in Deutschland sinkt seit 2017, teilweise weil junge Menschen zugunsten besserer beruflicher Chancen auf Kinder verzichten. Eine Politik, die die gesellschaftliche Entwicklung, wirtschaftliche Stabilität und eine partnerschaftliche Aufteilung von Erwerbs- und Care-Arbeit fördert, kann dazu beitragen, dass sich Menschen ihre Kinderwünsche erfüllen.
  • Wirtschaftliche Eigenständigkeit durch ein eigenes Erwerbseinkommen hat eine wichtige präventive Rolle bei der Vermeidung von häuslicher Gewalt. Sie wirkt sich zudem positiv auf das psychische Wohlbefinden und die Gesundheit von Frauen aus. Langfristige Folgekosten werden vermieden und das gesamtgesellschaftliche Wohlergehen gefördert. 

Links und Downloads

Zur Studie (PDF)

Erste Ergebnisse der Studie hat das Projektteam auf der Konferenz „Ökonomische Gleichstellung 2030“ mit Familienministerin Lisa Paus im November 2024 vorgestellt. Das BMFSFJ hat die Erkenntnisse als Beitrag im „Strategierahmen ökonomische Gleichstellung 2030“ veröffentlicht.

Pressemitteilung des BMFSFJ

Projektteam: Dr. Claire Samtleben, Evelyn Stoll, Dr. Dagmar Weßler-Poßberg 

Stand: 25.03.2025

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Dr. Dagmar Weßler-Poßberg

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