Flüssige Energieträger wie Benzin werden weiterhin benötigt. Eine nahezu treibhausgasneutrale Alternative zu fossilen Flüssigkeiten sind „E-Fuels“. Ihre Perspektiven in der Energiewende hat Prognos für die Verbände der Mineralölwirtschaft untersucht. Treibhausgasneutrale flüssige Energieträger können erzeugt werden, indem erneuerbarer Strom mit Hilfe von Elektrolyse-Wasserstoff und Kohlenstoff in einen flüssigen Energieträger (Power-to-Liquid, PtL) umgewandelt wird. Der Kohlenstoff kann etwa aus der Luft oder aus Biomasse gewonnen werden (Power-and-Biomass-to-Liquid, PBtL). Diese sogenannten E-Fuels sind für eine weitgehend klimaneutrale Energieversorgung aus heutiger Sicht unverzichtbar. Zudem könnten sie in Zukunft aus Sicht der Verbraucher in bestimmten Anwendungen preislich mit treibhausgasneutralen Strom-Angeboten konkurrieren – und wären anschlussfähig an die heute vorhandene Infrastruktur. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie im Auftrag der Verbände der Mineralölwirtschaft, die Prognos zusammen mit Fraunhofer UMSICHT und dem Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ) erstellt hat. Prognos AG Schematische Darstellung des Fischer-Tropsch-Verfahrens zur Erzeugung von PtL (Quelle: Darstellung aus der Studie) Prognos hat den zukünftigen Bedarf an flüssigen Energieträgern in zwei Szenarien abgeschätzt. Dabei wurde von einem begrenzten Ausbau erneuerbarer Energien im Inland und einer nur „wie bisher“ wachsenden Energieeffizienz ausgegangen. Das Ergebnis: Im Jahr 2050 benötigt allein der internationale Luft- und Schiffsverkehr Deutschlands ca. 550 Petajoule Energie. Wird PtL als Lösungsstrategie in allen Sektoren eingesetzt, werden bis zu 2000 Petajoule gebraucht. Weitere rund 500 Petajoule könnten Rohstoff für die Chemie sein. Zusammen entspricht das rund 60 Millionen Tonnen klassischer Raffinerieprodukte. Zum Vergleich: Der heutige Mineralölabsatz in Deutschland liegt bei rund 110 Millionen Tonnen (2016). Die nachfolgende Abbildung zeigt für das Szenario PtX 95 mit ambitioniertem Klimaschutz (Reduktion der Treibhausgase um 95 %), wie hoch der Bedarf an PtL ausfallen könnte. Prognos AG 1 PJ (Petajoule) = 1012 Kilojoule (Quelle der Grafik: Abbildung aus der Studie) Da PtL-Energieträger gut speicher- und transportierbar sind, können sie in den sonnen- und windreichen Regionen der Welt - günstiger als in Deutschland - erzeugt werden. Für synthetisches Rohöl, das mit PtL-Technologie im Ausland gewonnen wird, erwarten die Autoren im Jahr 2050 inflationsbereinigt Produktionskosten von ca. 1,30 Euro pro Liter. Unter sehr günstigen Bedingungen wären auch 70 Cent pro Liter erreichbar. Damit kann PtL für Verbraucher je nach Anwendung gegenüber rein strombasierten Lösungen auch preislich wettbewerbsfähig sein. Voraussetzung hierfür ist ein groß-industrieller Einstieg in die PtL-Technologie, damit die in der Studie angenommenen Lerneffekte erzielt und Kosten gesenkt werden können. Zudem sollte PtL zudem so effizient wie möglich eingesetzt werden. Erheblicher Kapitaleinsatz und internationale Kooperationen nötig Um diese Vorteile der flüssigen Energieträger für die deutsche Energiewende nutzbar zu machen, sind aber zwei komplexe und kapitalintensive Vorhaben nötig: Der Bau von großen Wind- sowie Solarparks einerseits und andererseits die Errichtung von integrierten Produktionsanlagen aus Kohlendioxid-Abscheidung, ggf. Meerwasserentsalzung, Elektrolyse und Synthese. Hierzu bedarf es erheblichen Kapitaleinsatzes und internationaler Kooperation. Roadmap für die Markteinführung Zu Markteinführung empfehlen die Studienautoren unter anderem eine Roadmap zu entwickeln, Forschungs- und Entwicklungskapazitäten auszubauen und einen allmählichen, aber stetigen Markthochlauf anzustreben. Hierfür seien – je nach Phase – verschiedene regulatorische und ökonomische Maßnahmen und Instrumente geeignet und notwendig. Unternehmen und Wissenschaft sind gefragt, Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen zu erhöhen und Optionen zu entwickeln. Insbesondere die Kohlendioxidabscheidung aus der Luft, die Elektrolyse und Synthese sind wichtige Forschungsfelder. Hintergrund E-Fuels basieren auf Power-to-Liquid (PtL)-Technologien. Dabei wird Strom aus erneuerbaren Energien mithilfe von Elektrolyse-Wasserstoff und einer Synthese mit Kohlenstoff in flüssige Energieträger umgewandelt. Dabei handelt es sich um die derzeit aussichtsreichsten Verfahren, um flüssige Energieträger großindustriell treibhausgasneutral zu produzieren. Wie sich schrittweise CO2-neutrale flüssige Energieträger herstellen lassen, zeigt der Zwischenbericht der Untersuchung auf. Zur Studie "Status und Persektiven flüssiger Energieträger in der Energiewende" (PDF) Autorinnen & Autoren: Jens Hobohm, Alex Auf der Maur, Hans Dambeck, Dr. Andreas Kemmler, Sylvie Koziel, Sven Kreidelmeyer, Dr. Alexander Piégsa, Paul Wendring (Prognos AG), mit, Benedikt Meyer (UMSICHT), Dr. rer. nat. Andreas Apfelbacher (UMSICHT), Martin Dotzauer (DBFZ), Dr. Konstantin Zech (DBFZ) Haben Sie Fragen? Ihr Kontakt bei Prognos Jens Hobohm Partner, Direktor Profil ansehen Unsere Arbeiten zu diesem Thema Stellungnahme zur Novellierung des Energiedienstleistungsgesetzes 2024 | Expertise Energieeffizienz-Experte Friedrich Seefeldt gab im Deutschen Bundestag eine Stellungnahme zur Novellierung des Energiedienstleistungsgesetzes. Mehr dazu Klimaneutrales Deutschland – Von der Zielsetzung zur Umsetzung 2024 | Projekt Wie kann der Industriestandort Deutschland bis 2045 klimaneutral werden – und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit erhalten bleiben? 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Mehr dazu Gasbilanz: Niedrige Einsparungen erhöhen das Risiko geringer Gasspeicherstände 2023 | Aus dem Projekt Der hohe Füllstand der Gasspeicher sorgt aktuell für Entspannung, jedoch könnten die geringen Einsparungen zu Lasten der Speicherfüllstände im nächsten Winter gehen. Mehr dazu Gebäudestrategie Klimaneutralität 2023 | Projekt Wie kann der Gebäudebestand bis 2045 klimaneutral werden? Im Auftrag des BMWK entwickelten wir Szenarien und erarbeiteten Maßnahmen. Mehr dazu Roadmap Energieeffizienz 2045 laufend | Projekt Klimaneutralität lässt sich nur mit einer höheren Energieeffizienz erreichen. Das Dialogforum „Roadmap Energieeffizienz 2050“ der Bundesregierung erarbeitet konkrete Maßnahmen. Mehr dazu Wirtschaftlichkeit von Wärmepumpen 2023 | Projekt Für ein Papier der Deutschen Umwelthilfe lieferten wir Fallbeispiele zur Frage, ob der Umstieg auf Wärmepumpen in typischen Ein- und Mehrfamilienhäusern wirtschaftlicher ist als der Austausch von Gaskesseln. Mehr dazu 11. Monitoring der Energiewende 2023 | Projekt Unsere Daten zeigen: Da insbesondere der Ausbau der erneuerbaren Energien lahmt, muss in den kommenden Jahren viel passieren, damit Deutschland seine Energie- und Klimaziele erreicht. Mehr dazu Policy Paper MEPS: Mindesteffizienzstandards von Bestandsgebäuden 2023 | Projekt Die energetische Gebäudesanierung ist ein wichtiger Teil um die Klimaschutzziele im Gebäudesektor zu erreichen. Welche Rolle dabei MEPS spielen kompakt zusammengefasst. Mehr dazu Evaluation European Green Deal laufend | Projekt Wie gut hilft die EU-Kohäsions- und Strukturpolitik dabei, den grünen Wandel in Europa voranzutreiben? Diese und anderen Fragen gehen wir gemeinsam mit COWI, Milieu und CSIL im Auftrag der Europäischen Kommission (DG REGIO) nach. Mehr dazu Warmmiete für die Wärmewende 2022 | Projekt Wenn in Mietverträgen nur noch die Warmmiete vereinbart wird, erhöht das den Anreiz für energetische Sanierungen. Aber ist ein solches Modell auch machbar? Mehr dazu Wärmepumpen unter der Lupe 2023 | Projekt Wärmepumpen sind auch für durchschnittlich sanierte Mehrfamilienhäuser wirtschaftlicher als fossile Wärmeerzeuger. Mehr dazu Regulierung des Drittnetzzugangs zu Wärmenetzen 2022 | Projekt Die EU-Kommission will den Drittnetzzugang zu Wärmenetzen verbindlich machen. Für das BMWK bewerten wir die Konsequenzen für Deutschland und den möglichen Beitrag zur Dekarbonisierung. Mehr dazu Evaluierung und Weiterentwicklung des nationalen Emissionshandels (nEHS) 2022 | Projekt Im Auftrag des Umweltbundeamtes entwickeln wir gemeinsam mit dem FÖS und dem DIW geeignete Ansätze zur Wirkungsabschätzung des nEHS. Mehr dazu Status quo der Wärmeplanung in Deutschland 2022 | Projekt Wie sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen zur Wärmeplanung in Deutschland verankert? Eine Bestandaufnahme. Mehr dazu Die Welt verhandelt über das Klima 2022 | Expertise Am Sonntag startet die 27. UN-Weltklimakonferenz. Verschiedene Medien greifen Prognos-Studien und -Expertise auf. Mehr dazu Elf Maßnahmen, um die Klimaziele für 2030 zu erreichen 2022 | Projekt Deutschland droht seine Klimaziele für 2030 zu verfehlen. Das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft schlägt elf Maßnahmen vor. Wir haben deren Klimaschutzwirkung im Verkehrs- und Gebäudebereich bewertet. Mehr dazu Wissenschaftliche Unterstützung Klimapolitik und Maßnahmenprogramm 2018 2022 | Projekt Gute Klimapolitik fußt auf soliden wissenschaftlichen Grundlagen – Prognos unterstützt das BMWK mit langjähriger Expertise. Mehr dazu Bayerische Investitionen in den Klimaschutz 2022 | Projekt Wie viel muss Bayern in technische Klimaschutzmaßnahmen investieren, um die Klimaziele zu erreichen? Eine Untersuchung für die vbw. Mehr dazu Mindesteffizienzstandards von Bestandsgebäuden 2022 | Projekt Welche Ausgestaltungsvarianten der Mindeststandards für die Energieeffizienz von Bestandsgebäuden gibt es und wie sind diese rechtlich realisierbar? Eine Untersuchung für BfEE und BMWK. Mehr dazu Zwischenstand zum Netzentwicklungsplan Gas 2022-2032 2022 | Aus dem Projekt Prognos hat die Fernleitungsnetzbetreiber bei der Erstellung des Zwischenstands zum Netzentwicklungsplan Gas 2022-2032 begleitet. Mehr dazu Anforderungssysteme und Standards im Gebäudeenergiegesetz 2022 | Projekt Prognos und seine Partner prüften die Rahmenbedingungen für die Entwicklung adäquater Anforderungskriterien für die energetische Gebäudebewertung und die wirtschaftliche Betrachtung von Maßnahmen. Mehr dazu Wasserstoffbedarf und -Erzeugungspotenzial in Baden-Württemberg 2022 | Projekt Für e-mobil BW analysierten Prognos und Sphera die Rahmenbedingungen und notwendigen Maßnahmen zum Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Baden-Württemberg. Mehr dazu Energieeffizienz-Maßnahmen zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit 2022 | Aus dem Projekt Russische Gas- und Ölimporte: Friedrich Seefeldt diskutierte auf einer Veranstaltung der Roadmap Energieeffizienz 2045 kurz- und langfristige Energieeffizienz-Maßnahmen. Mehr dazu Vergleich der „Big 5“ Klimaneutralitätsszenarien 2022 | Projekt Transparenz in der Debatte Klimaneutralität. Ein Vergleich der „Big 5“ Klimaneutralitätsszenarien. Mehr dazu Energieeffizenzanalyse von Elektrogeräten laufend | Projekt Im Auftrag der energie-agentur-elektrogeräte (eae) untersucht Prognos jährlich die Effizienzentwicklung von Elektrogeräten und deren Einfluss auf den Energieverbrauch in der Schweiz. Mehr dazu Adobe Stock - CleverStock Über Prognos Wir geben Orientierung. Prognos ist eines der ältesten Wirtschaftsforschungsunternehmen Europas. 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