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Transformation des Freistaates Thüringen
zur Treibhausgasneutralität

Auftraggeber

Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN)

Jahr

2024

Partner

Leipziger Institut für Energie GmbH


Investitionen und Klimaschutz: Auch der Freistaat Thüringen hat sich eigene Klimaziele gesetzt. Für das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) haben wir mit dem Leipziger Institut für Energie untersucht, wie das Bundesland die Transformation zur Treibhausgasneutralität auch investitionsseitig bewerkstelligen kann.

Treibhausgasneutralität: Positive Effekte auf die Thüringer Wirtschaft 

Die Studie zeigt anhand eines Zielszenarios, dass die notwendigen Technologien und Maßnahmen auf dem Weg zur Treibhausgasneutralität größtenteils bereits vorhanden sind. Dennoch muss investiert werden: In den nächsten 20 Jahren sind Klimaschutzinvestitionen voraussichtlich in der Höhe von knapp 70 Milliarden nötig. 

Die Kernergebnisse: 

  • Gebäude: Im Gebäudesektor bleiben die Investitionen im Zielszenario bis zum Jahr 2045 erhöht. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Wärmewende nicht vor 2045 abgeschlossen sein wird. Verstärkt wird der Anstieg durch die voraussichtlich weiter steigenden Baukosten, wodurch energetische Sanierungen, aber auch Neubauten teurer werden. 
  • Energiewirtschaft & Energieinfrastruktur: In diesem Technologiesegment ist der Umbau bis zum Jahr 2040 voraussichtlich weitgehend abgeschlossen, die Klimaschutzinvestitionen nehmen dann wieder deutlich ab. Beim Ausbau der Erzeugung aus erneuerbaren Energien entfallen die Investitionen hauptsächlich auf den Windenergieausbau, aber auch der PV-Zubau ist relevant. Bei der Energieinfrastruktur entfallen rund drei Viertel der Klimaschutzinvestitionen auf die Stromnetze. 
  • Verkehr: Im Verkehrssektor zeigen sich bis zum Jahr 2030 mittlere jährliche Klimaschutzinvestitionen von rund 0,4 Milliarden Euro, danach können diese bis 2045 auf knapp die Hälfte absinken. Mit über 40 Prozent entfällt der größte Anteil der Klimaschutzinvestitionen im Verkehrssektor auf die Ladeinfrastruktur. 
  • Industrie: Im Industriesektor fallen im Zielszenario im Vergleich zu den übrigen Sektoren die geringsten Klimaschutzinvestitionen an, diese verteilen sich jedoch auf wenige Akteure bzw. Unternehmen. Zudem können sich, wo Wasserstoff oder synthetische Energieträger eingesetzt werden, auch höhere laufende Energiekosten ergeben. Die Klimaschutzinvestitionen betreffen hauptsächlich den Einbau effizienterer und klimaverträglicherer Öfen im Bereich Prozesswärme. 
  • Die Investitionen, die für die Transformation nötig sind, können sich positiv auf die Wirtschaft auswirken: durch zusätzlich geschaffene Arbeitsplätze oder verringerte Ausgaben für Energie. Insgesamt sind die Ausgaben der einen Akteure die Einnahmen anderer. 

Klimaschutzmaßnahmen in verschiedenen Sektoren 

Die Studie entwickelt Maßnahmen, die der Freistaat Thüringen und Akteure in Kommunen und Wirtschaft zur Erreichung der Treibhausgasneutralität umsetzen können. 

Darunter wurden unter anderem als besonders effektiv eingeschätzt: 

  • Ausbau von Speicherkapazitäten im energiewirtschaftlichen Maßstab 
  • Finanzielle Unterstützung kleinerer Kommunen bei der Erstellung kommunaler Wärme- und Kältepläne  
  • Unterstützung der Elektrifizierung von Produktionsprozessen in der Industrie 
  • Förderung und Modernisierung von bestehenden Mietwohngebäuden  
  • Hinwirken auf einen sparsameren Umgang der Nutzer mit Strom und Wärme in Gebäuden 
  • Unterstützung einer klimagerechten Stadtentwicklung 
  • Erleichterungen von mobilem Arbeiten und Digitalisierung von Verwaltungsprozessen 
  • Dezentralisierungsvorhaben für bessere Nahversorgung aller Art 
  • Bestellung zusätzlicher Angebote des öffentlichen Personennahverkehrs auf Achsen aktuell und potenziell starker Nachfrage 
  • Radvorrangrouten an wichtigen Verbindungsachsen außerorts 
  • Förderung des Aufbaus öffentlicher Elektroladeinfrastruktur 
  • Beschaffung von energieeffizienten elektrischen Fahrzeugen für den Landesfuhrpark 
  • Förderung des betrieblichen Mobilitätsmanagements für Unternehmen und Organisationen 

Unsere Vorgehensweise 

Als ersten Schritt haben wir den Status quo und die bisherige Emissionsentwicklung der Treibhausgase (THG) in Thüringen entlang der Sektoren abgebildet. Auf dieser Basis wurden drei Minderungspfade (Referenzszenario, Zielszenario 2045, Zielszenario 2040) für die zukünftigen THG-Emissionen in Thüringen entwickelt und modelliert.

Das Referenzszenario beschreibt die erwartete Entwicklung, wenn alle derzeit auf EU- und Bundesebene beschlossenen Klimaschutzmaßnahmen vollständig umgesetzt werden. Im Zielszenario 2045 reduziert das Land bis zum Jahr 2045 seine THG-Emissionen in Übereinstimmung mit den nationalen Zielen auf null. Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine umfassende Transformation aller Sektoren notwendig. Das Zielszenario 2040 strebt die THG-Neutralität fünf Jahre früher an als das Zielszenario 2045. In diesem Szenario werden die Maßnahmen intensiviert und ihre Umsetzung beschleunigt.

Vertieft wurde die Analyse für wesentliche Säulen der Infrastrukturentwicklung. Im Fokus standen Strom- und Fernwärmeerzeugung, Strom-, Wärme-, Wasserstoff- und CO2-Netze.

Links und Downloads 

Zur Studie (PDF) 

Mehr Informationen auf der Webseite des TMUEN

Projektteam: Dr. Andreas Kemmler, Dr. Almut Kirchner, Sven Kreidelmeyer, Sebastian Lübbers, Dr. Fabian Muralter, Dr. Alexander Piégsa, Malek Sahnoun, Nils Thamling, Minh Phuong Vu

Stand: 27.11.2024 

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