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Studie: Biodigitale Zukunftsszenarien

Verschiebung der Grenzen von Technologie und Biologie

Auftraggeber

BMBF (Zukunftsbüro der Strategischen Vorausschau)

Jahr

2022

Partner

Z_punkt


Akteure weltweit forschen bereits heute an Kombinationen zwischen biologischen und technologischen Systemen. Vieles, was früher unvorstellbar war, ist heute Alltag – etwa Neuroprothesen, künstliche Organe, Biocomputer, smart Wearables oder die Zellforschung, um künstliches Fleisch zu erzeugen. Die Grenzen zwischen Biologie und Technologie lösen sich zunehmend auf. Diese Entgrenzung ist kein neues Phänomen, aber in letzter Zeit zeichnet sich eine neue Dimension ab. Immer mehr Unternehmen entwickeln Produkte und Lösungen für diesen Bereich. Dabei zielt die Kombination von biologischen und technologischen Systemen immer mehr auf eine beidseitige Verschmelzung ab.

Die Verbreitung und Nutzung und damit die zukünftige Dynamik entgrenzter Technologien braucht eine Verständigung darüber, in welcher Zukunft wir leben wollen.

Datenschutz und Cybersicherheit, die Kontrollierbarkeit der Technologien sowie die – gewollte oder ungewollte – externe Kontrolle von Lebewesen sind zentrale Punkte für den notwendigen gesellschaftlichen Diskurs.

Für seinen Auftraggeber, das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) untersuchte ein Prognos-Team aus Foresight-Expertinnen und -Experten zusammen mit Z_punkt, wie sich die neuen Möglichkeiten auf die Zukunft auswirken könnten. Durchleuchtet wurden aktuelle technologische und gesellschaftliche Entwicklungen, die zu einer Entgrenzung von Biologie und Technologie beitragen könnten.

Dafür wurden sechs Szenarien erstellt: In welchen Lebensbereichen könnten die Technologien in Zukunft eingesetzt werden? Und wie könnte infolgedessen der Alltag der Menschen aussehen?

Anwendungsszenarien für die 2030er-Jahre

Die Folgen der Entgrenzung von Biologie und Technologie wurden an sechs Anwendungsszenarien gespiegelt. Sie zeigen ein breites Spektrum an Entgrenzungsdynamiken. Doch es gibt in allen Szenarien auch übereinstimmende Elemente:

  • In allen Anwendungsszenarien kommen fortschrittliche Formen digitaler Androide, smarter Wearables und komfortabler Exoskelette zum Einsatz. Digitale Androide und smarte Wearables sind bereits heute weit verbreitet. Exoskelette dagegen werden erst vereinzelt in Nischen genutzt.
  • Künftig ebenso bedeutend sind biohybride, lebende Materialien und Biosensoren. Sie finden in fünf der sechs Anwendungsszenarien Anwendung. Gerade für kritische Herausforderungen in den Bereichen Umwelt und Energie spielen sie eine wichtige Rolle, etwa um die Energieeffizienz von Prozessen zu erhöhen oder die Emission von Schadstoffen zu reduzieren.
  • Über die Szenarien hinweg sind neben Umwelt und Energie auch die Bereiche Gesundheit und Arbeit die wichtigsten Anwendungsfelder von Entgrenzungstechnologien. Hier bringen sie einen erheblichen Zugewinn an Kontrolle, Komfort sowie körperlicher und geistiger Entlastung.
  • Je stärker die Entgrenzung einer Technologie ist, desto größer sind auch die mit ihrem Einsatz verbundenen Herausforderungen. Der Umgang damit und die Frage, ob eine Technologie zugelassen oder gesellschaftlich akzeptiert wird, ist von Szenario zu Szenario unterschiedlich. Einen großen Einfluss haben die wirtschaftliche Situation und das politische Umfeld innerhalb des jeweiligen Szenarios. Die Entgrenzung könnte vor allem im Themenbereich Gesundheit und Umwelt stattfinden, ihre Entwicklungsperspektive ist jedoch von längeren Entwicklungszeiten und Herausforderungen geprägt.

Links und Downloads

Zur Studie Wechselseitige Entgrenzung (vorausschau.de)

Mehr zu unserer Arbeit im Foresight-Prozess

Projektteam: Cordula Klaus, Lennart Galdiga, Jonathan-Aton Talamo (von Prognos), Christian Grünwald, Max Irmer, Julian Sachs (von Z_punkt)

Häufige Fragen zum Vorausschau-Prozess und der Methodik

Was ist Vorausschau und wie unterscheidet es sich von einer Prognose?

Vorausschau beschreibt den zukünftigen Möglichkeitsraum, Prognosen machen konkrete Vorhersagen.

Mit der strategischen Vorausschau sollen auf Basis unterschiedlicher Methoden (qualitativ und quantitativ) mögliche Zukünfte beschrieben und analysiert werden. Die Kernfrage lautet: Wie könnte die Zukunft aussehen? Bei einer Prognose wird dagegen ausgehend von aktuellen Rahmenbedingungen ein fix antizipierter Zustand der Zukunft beschrieben: Wie wird die Zukunft aussehen? Die Vorausschau ist langfristig angelegt und fragt z.B., wie sich technologische oder klimatische Veränderungen auf unser alltägliches Leben auswirken können.

Was ist in diesem Zusammenhang ein Szenario, und wie unterscheidet es sich von Szenarien in anderen Forschungsarbeiten?

Szenarien beschreiben mögliche Zukünfte, die sowohl heute bereits erkennbare Entwicklungspfade aufgreifen als auch disruptive (= sprunghafte) Ereignisse und mögliche Trendbrüche berücksichtigen. Die Entwicklung von Szenarien stützt sich auf eine etablierte und anerkannte Methode und findet als Instrument der Politik- und Strategieberatung ein wichtiges Einsatzfeld. Die Szenarien stützen sich auf einen expertenbasierten, qualitativen Ansatz, der sich auf vorab identifizierte Schlüsselfaktoren stützt. Im Selbstverständnis der strategischen Vorausschau sollen die Szenarien einen breiten Raum von möglichen Realitäten beschreiben.

Was wird durch Szenarien erreicht?

Mit Szenarien sollen Impulse gesetzt werden für den öffentlichen Diskurs zu ausgewählten Zukunftsthemen.

Die in der strategischen Vorausschau des BMBF entwickelten Szenarien sind explorativ angelegt und beschreiben eine breite Palette möglicher zukünftiger (gesellschaftlicher) Realitäten. Sie dienen vor allem dazu, sich mit unterschiedlichen denkbaren Welten auseinanderzusetzen und diese hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen, aber auch wirtschaftlichen und politischen Konsequenzen zu prüfen.

Welchen Mehrwert und welche Stärken hat diese Methode?

Gerade die Zuspitzung einzelner Entwicklungslinien oder sozialer Phänomene eröffnen der Politik neue Perspektiven. Dies trägt dazu bei, sich aus den etablierten Pfaden zu lösen und für neue Wege der vorausschauenden Politikgestaltung zu öffnen. Die einzelnen Szenarien werden nicht priorisiert und hinsichtlich ihrer Wünschbarkeit bewertet. Sie sollen in Diskussionen Impulse setzen und einen Beitrag zum gesellschaftlichen Diskurs leisten. Gerade Forschungs- und Bildungspolitik muss den Mut haben, sich mit unterschiedlichen und z.T. auch unbequemen Fragestellungen auseinanderzusetzen.

Was kann und soll die Szenarien-Methodik nicht leisten?

Szenarien sind keine Vorhersage der Zukunft und schließen keine Optionen aus, die ggf. weniger wünschenswert sind. 

Welche Ergebnisse werden erzielt, wo finde ich diese Informationen?

Die Ergebnisse werden regelmäßig auf der Projekt-Website (vorausschau.de) vorgestellt: https://www.vorausschau.de/vorausschau/de/home/home_node.html#WasBringtDieZukunft.

In der ersten Studie zur „Zukunft der Wertvorstellungen der Menschen in unserem Land“ wurden zunächst die wesentlichen Einflussfaktoren für die Entwicklung gesellschaftlicher Werte identifiziert und systematisiert. In einem zweiten Schritt wurden sechs Szenarien entwickelt, die unterschiedliche gesellschaftliche Zukünfte beschreiben. Dabei zeigte sich, dass in diesen Zukünften unterschiedliche Wertegruppen dominieren können. Daraus abgeleitet lassen sich Fragen der Offenheit für den Einsatz von Technologien, der Stärke solidarischer Kräfte in der Gesellschaft oder auch des präferierten Wirtschaftsmodells diskutieren und an den verschiedenen Szenarien spiegeln. Für die Politikgestaltung bedeutet dies, sich bewusst mit unterschiedlichen Entwicklungsoptionen auseinanderzusetzen. 

Haben Sie Fragen?

Ihr Kontakt bei Prognos

Dr. Elena Aminova

Projektleiterin

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Michael Astor

Partner, Direktor

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