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Mentale Gesundheit:
Risikofaktoren und Folgen psychischer Erkrankungen

Auftraggeber

Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS NRW)

Jahr

2025


Ob Depression, Angststörung oder eine andere Diagnose: Viele Menschen leiden an einer psychischen Erkrankung. Während der Corona-Pandemie hat die Zahl der Betroffenen noch zugenommen. Dies hat beträchtliche Folgen sowohl für die betroffenen Personen als auch für die Arbeitswelt und die Volkswirtschaft. 

Nordrhein-Westfalen möchte die Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen verbessern. Dafür will das Land seinen Landespsychiatrieplan aus dem Jahr 2017 fortschreiben. 

Um aktuelle Daten für die Fortschreibung zu erhalten, hat uns das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales beauftragt, die Situation von Menschen mit psychischen Erkrankungen in NRW zu untersuchen. Ziel der Studie war es, ein umfassendes Bild über die Verbreitung psychischer Auffälligkeiten und Störungen sowie die damit zusammenhängenden Folgen für die Betroffenen selbst und die Gesellschaft aufzuzeigen. 

Psychische Erkrankungen nahmen während der Pandemie zu

Die Studie gibt zunächst einen Überblick über die psychische Gesundheit der Bevölkerung:

  • Die psychische Gesundheit der Menschen verschlechterte sich während der Covid-19-Pandemie.
  • Psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen sind in den letzten Jahren weiter in den Fokus gerückt: Während der Pandemie nahm die Häufigkeit von depressiven Störungen und Angststörungen in dieser Altersgruppe deutlich zu. So lag der Anteil Kinder und Jugendlicher mit Angstsymptomen Ende 2020/Anfang 2021 zeitweise doppelt so hoch wie vor Beginn der Pandemie und lag auch Ende 2022 noch höher als davor.
  • Auch der Anteil Erwachsener, die an einer Depression oder Angststörung litten, nahm während der Pandemie zu.
  • Bei älteren Menschen ist die Demenz die häufigste Diagnose unter den  psychischen Erkrankungen.
  • Die häufigsten stationären Behandlungsfälle sind Störungen aufgrund von Alkoholkonsum, wiederkehrenden Depressionen und Schizophrenie.
  • Die Zahl der Menschen in Nordrhein-Westfalen, die einen Schwerbehindertenausweis besitzen und bei denen als schwerste Behinderung eine psychische Behinderung vorliegt, ist zwischen 2017 und 2021 um 19 Prozent gestiegen.

Risiko zu erkranken abhängig von sozialem Status 

Das Risiko einer psychischen Erkrankung oder Störung ist in der Bevölkerung ungleich verteilt. Menschen mit niedrigerem sozialem Status haben ein höheres Risiko zu erkranken als Menschen mit höherem sozialen Status. Die Studie zeigt, wie verschiedene sozioökonomische Faktoren die psychische Gesundheit beeinflussen können: 

  • Einkommen und Arbeit: Niedriges Einkommen, Arbeitslosigkeit sowie schlechte Arbeitsbedingungen erhöhen das Risiko einer psychischen Erkrankung.
  • Bildung: Das Risiko, an einer Depression zu erkranken, ist für Menschen mit geringer Bildung höher als für Menschen mit höherer Bildung.
  • Familiäre Situation: Haushaltszusammensetzung, Familienstand und Alter wirken sich ebenfalls auf die psychische Gesundheit aus. Alleinlebende mittleren Alters weisen eine schlechtere psychische Gesundheit auf als Alleinlebende über 60 Jahre. Mütter kleiner Kinder haben ein erhöhtes Risiko depressiver Symptome.
  • Migration und Flucht: Menschen mit Migrations- und Fluchterfahrung haben ein erhöhtes Risiko, depressive Symptome zu entwickeln.
  • Gewalterfahrung: Das Erleben von Gewalt erhöht das Risiko einer psychischen Störung deutlich und geht auch mit einem erhöhten Risiko für problematischen Substanzkonsum einher.
  • Diskriminierung: Opfer von Rassismus und Diskriminierung haben ein erhöhtes Risiko, eine Depression oder Angststörung zu entwickeln.

Psychische Krankheiten beeinflussen viele Lebensbereiche

Unsere Studie stellt dar, wie sich psychische Probleme auf eine Vielzahl an Lebensbereichen auswirken: 

  • Lebensqualität und Gesundheit: Menschen, die eine depressive Symptomatik zeigen, haben eine geringere Lebenszufriedenheit, sind häufiger von Sorgen belastet, haben eine schlechtere Schlafqualität und gehen häufiger zum Arzt als Menschen ohne depressive Symptome.
  • Gesellschaftliche und soziale Einbindung: Menschen mit psychischer Beeinträchtigung fühlen sich seltener zur Gesellschaft zugehörig, verabreden sich seltener und empfinden häufiger, dass andere Menschen ihnen nicht genug zutrauen.
  • Politisches Interesse: Menschen mit Beeinträchtigungen im Bereich der Psyche sind seltener politisch interessiert, nehmen seltener an Wahlen teil und haben ein geringeres Vertrauen in politische Institutionen.
  • Freizeitverhalten: Auch in der Freizeit haben sie größere Teilhaberisiken. Dabei spielen die individuelle Motivation, die zeitliche Verfügbarkeit, die Kosten und mangelnde soziale Kontakte eine Rolle.
  • Teilnahme am Arbeitsmarkt: Psychische Probleme wirken sich auch auf die Teilnahme am Arbeitsmarkt, die Zahl und Dauer von Krankentagen, das Risiko verminderter Erwerbsfähigkeit und von Arbeitslosigkeit aus. 

Unsere Vorgehensweise

Wir führten eine Sekundärdatenanalyse durch, für die wir amtliche Statistiken, Leistungs- und Verwaltungsdaten, repräsentative Bevölkerungsbefragungen sowie weitere Studien und Datenauswertungen hinzugezogen haben. 

Die Ergebnisse fließen in die Fortschreibung des Landespsychiatrieplans von NRW ein. Prognos liefert damit einen Baustein zur empirischen Grundlage, um die Versorgung der Menschen mit psychischen Erkrankungen stärker am Bedarf auszurichten.  

Links und Downloads

Zur Studie (PDF, Webseite MAGS NRW)

Projektteam: Nina Altmann, Dr. Stefanie Ettelt, Patrick Frankenbach, Carsten Maday, Evelyn Stoll, Sara Strätgen, Ulrich Weuthen

Stand: 27.03.2025

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