Was passiert, wenn ein Stromausfall Europa tagelang zum Stillstand bringt? Die Auswirkungen eines längerfristigen Stromausfalles sind vielfältig und einschneidend: So können beispielweise weder Mobilfunknetz noch die Trinkwasserversorgung und medizinisch notwendige Geräte länger aufrechterhalten und betrieben werden. Bestseller-Autor Marc Elsberg hat die Folgen eines längerfristigen Stromausfalles in seinem Buch „Blackout – Morgen ist es zu spät“ beschrieben. Realistisch, glaubhaft und mitreißend – so lauten die übereinstimmenden Rezensionen zum Buch, das nun in Form einer sechsteiligen Miniserie verfilmt wurde. Dass sich die Schilderungen Elsbergs für die Leserschaft und das Publikum so echt anfühlen, liegt nicht zuletzt an seinen fundierten Recherchen: Für den 2013 erschienenen Wissenschaftsthriller hat sich Elsberg zahlreicher Studien zum Thema bedient – unter anderem an dem Bericht „Gefährdung und Verletzbarkeit moderner Gesellschaften – am Beispiel eines großräumigen Ausfalls der Stromversorgung“. Für diesen Bericht des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) hat Prognos eine wissenschaftliche Konzeptstudie verfasst, die gemeinsam mit drei anderen Gutachten die Berichtsgrundlage bildet – und die Elsberg als Quelle seiner realen Schilderungen diente. „Es ist bereichernd für mich zu sehen, wenn die Kunst Erkenntnisse aus unserer Forschung überzeugend in fiktionale Darstellungen übersetzt. Das ist hervorragend gelungene Wissenschaftskommunikation. Sie hilft dabei, das Bewusstsein für Chancen und Probleme unserer Zeit bei einem breiten Publikum zu schärfen und stößt im besten Fall wichtige Debatten an“, meint Studienautorin Dr. Almut Kirchner. Prognos-Konzeptstudie zum langandauernden und großflächigen Stromausfall Die Konzeptstudie von Prognos untersucht die Verwundbarkeit der Gesellschaft im Falle eines großräumigen und lang andauernden Stromausfalles mit Blick auf ungeklärte technische und organisatorische Fragen. Damit wurden Fragestellungen identifiziert, die untersucht oder gelöst werden müssen, um die Auswirkungen eines Blackouts genauer einschätzen zu können und Ansatzpunkte zu finden, die Schäden gering zu halten sowie das Notfallmanagement so effizient wie möglich zu gestalten. Der Ausgangspunkt: ein großräumiger und circa sechs Wochen andauernder Stromausfall in Norddeutschland im Winter aufgrund einer physischen Schädigung des Übertragungsnetzes. Spiel gegen die Zeit: die Folgen eines Stromausfalles kommen einer Katastrophe nahe Die Analyseergebnisse zeigen, dass von solch einem Stromausfall unmittelbar alle Bereiche der Gesellschaft betroffen sind – von der Gebäude- und Verkehrs- über die Kommunikationsinfrastruktur bis hin zum Waren- und Zahlungsverkehr und der Gesundheitsversorgung. Öffentliche und private Dienstleistungen sind, da zum Großteil computergestützt, nicht mehr möglich. Die Nahrungsmittelproduktion erleidet erhebliche Schäden, große Teile der Viehbestände müssen notgeschlachtet werden. Die industrielle Produktion wird in den meisten Fällen geregelt oder ungeregelt heruntergefahren. Die Ver- und Entsorgungsstrukturen für Wasser, Abwasser, Gas und Kommunikation sind nicht großräumig aufrecht zu erhalten. Nur in manchen Regionen können Grundversorgungen aufrechterhalten werden, da entsprechende Notstrom- oder Insellösungen existieren. Das größte unmittelbare Chaos wird schätzungsweise in den ersten zwei bis vier Stunden nach dem Stromausfall entstehen. Innerhalb der ersten beiden Tage nach dem Stromausfall funktionieren an bestimmten kritischen Anwendungen noch die vorzuhaltenden Notstromversorgungen (Gasnetz, zum Teil die Abwasserentsorgung, Krankenhäuser, Kühlhäuser, Rechenzentren). Innerhalb dieser Zeit müssen die Notfallversorgung mit Trinkwasser, Nahrungsmitteln, Notstromgeneratoren an sensiblen Einsatzfeldern sowie die Treibstoffversorgung organisiert werden. Wahrscheinlich müssen Evakuationen erfolgen und Notfallquartiere eingerichtet werden. Auch die öffentliche Sicherheit in den betroffenen Regionen kann nur mit Mühe aufrechterhalten werden. Insgesamt zeigt die Konzeptstudie: die Folgen eines Stromausfalles kommen einer Katastrophe nahe – ein Ergebnis, das die Serie „Blackout“ den Lesenden und Zuschauenden beeindruckend vermittelt. Bahn und dezentrale Stromversorger als Helfer in der Not Der Föderalismus und die zahlreichen Akteure des Katastrophenschutzes und Krisenmanagements machen es schwer vorherzusehen, wie eine solche Krise gemanagt werden könnte. Es gibt zwar Zuständigkeitsklärungen auf den verschiedenen Ebenen, im Einzelnen sind jedoch eine Reihe von Fragen ungeklärt. Auch auf technischer Ebene: insbesondere Fragen der Notstromversorgung und der Treibstoffversorgung. Es gibt aber auch Faktoren, die in der Krise helfen: Die Bahn kann als Infrastruktur sowohl in etwas eingeschränkter Form mit ihrer Stromversorgung, aber zum Teil auch im Betrieb mit Dieselloks, einen wichtigen Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung leisten. Beim Aufbau von Inselnetzen und dezentralen Stromversorgungsinseln kann das Gasnetz einen wesentlichen Beitrag leisten. Perspektivisch könnte eine Erhöhung der dezentralen Stromerzeugung in öffentlichen Zentren, Krankenhäusern und großen Schulgebäuden etc. erheblich zur Schadensminderung beitragen. Zum Trailer der Miniserie Blackout (YouTube) Zum TAB-Bericht (PDF, tab-beim-bundestag.de) Mehr zu unserer Arbeit im Bereich Strom & Erneuerbare Energien Ansprechpersonen: Dr. Almut Kirchner, Dr. Stephan Heinrich Haben Sie Fragen? Ihr Kontakt bei Prognos Dr. Almut Kirchner Partnerin, Direktorin Profil ansehen Dr. Stephan Heinrich Prinzipal Profil ansehen Über Prognos Wir geben Orientierung. Prognos ist eines der ältesten Wirtschaftsforschungsunternehmen Europas. An der Universität Basel gegründet, forschen Prognos-Expertinnen und -Experten seit 1959 für verschiedenste Auftraggeber aus dem öffentlichen und privaten Sektor – politisch unabhängig, wissenschaftlich fundiert. Mehr erfahren